- Weltkrieg, Zweiter: Feldzug im Westen
- Weltkrieg, Zweiter: Feldzug im WestenIm Gegensatz zu führenden Generalen der Wehrmacht, die in Erinnerung an die Erfahrungen von 1914 vor einem überstürzten Angriff im Westen warnten und zugleich auf die Befestigungsanlagen der Maginotlinie hinwiesen, wollte Hitler die Siegesstimmung in der Truppe nach dem »Blitzsieg« über Polen ausnutzen und sofort den Angriffsbefehl gegen Frankreich geben. Der für Anfang November 1939 angesetzte Angriffstermin musste jedoch insgesamt 29-mal verschoben werden, zuletzt wegen der kurzfristig angeordneten Blitzfeldzüge gegen Dänemark und Norwegen am 9. April 1940, mit denen die bevorstehende Besetzung Norwegens durch britische Truppen vereitelt und der Transportweg von den schwedischen Erzlagern nach Narvik gesichert wurden.Am 10. Mai begann schließlich der deutsche Angriff im Westen, bei dem - wie schon 1914 - die Neutralität der Niederlande und Belgiens missachtet wurde. Nachdem die Niederlande nach einem Luftangriff auf Rotterdam am 15. Mai zur Aufgabe des Widerstandes gezwungen wurden und die belgische Armee am 28. Mai kapitulierte, gelang den weit überlegenen deutschen Panzerverbänden der Durchbruch durch die Ardennen und der rasche Vorstoß bis an die Kanalküste bei Abbéville (20. Mai), wodurch die alliierten Streitkräfte in zwei Teile auseinander gebrochen wurden. Die auf Dünkirchen zurückflutenden Einheiten des britischen Expeditionskorps konnten vor der drohenden Einschnürung und Gefangennahme in einer beeindruckenden Aktion, allerdings ohne schwere Waffen und Gerät, nach England übergesetzt werden - begünstigt auch dadurch, dass den deutschen Panzerdivisionen auf Anordnung Hitlers befohlen wurde, ihren zügigen Vormarsch für einige Tage anzuhalten. Mit dem Vorstoß der deutschen Armeen auf Paris am 5. Juni begann der zweite Abschnitt des Feldzuges. Schon am 14. Juni wurde Paris nahezu kampflos besetzt. Die gefürchtete Maginotlinie wurde jetzt von rückwärts aufgerollt. Am 18. Juni bat der neue französische Ministerpräsident, Marschall Pétain, im 1. Weltkrieg Verteidiger von Verdun, um einen Waffenstillstand. Am 22. Juni 1940 wurde der Waffenstillstand im Wald von Compiègne in dem gleichen Salonwagen unterzeichnet, in dem am 11. November 1918 die deutsche Delegation die alliierten Waffenstillstandsbedingungen entgegengenommen hatte.Der größte Teil Frankreichs blieb von der Wehrmacht besetzt, im südlichen, unbesetzten Teil residierte die Regierung Pétain mit Sitz in Vichy. Hitler, der mit dem Befehl zum Durchbruch durch die Ardennen einen vorher schon vom Oberkommando des Heeres abgelehnten Feldzugsplan des Generals von Manstein aufgegriffen hatte, konnte jetzt den überwältigenden Sieg auf sein Konto buchen. Selbst die geschulten Generalstabsoffiziere begannen, an Hitlers »Feldherrngenie« zu glauben. Hitler selbst entwickelte ein Unfehlbarkeitsbewusstsein und hörte nicht mehr auf den Rat der Generalität.
Universal-Lexikon. 2012.